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AutorenbildKnusperhexe

Rezept der Hexenküche

Aktualisiert: 13. März 2020


Vorgeplänkel


Wie entsteht ein Laufrad? Wie wird aus den Einzelteilen ein stabiles Ganzes?

Bevor man überhaupt irgendetwas zusammen in einen Topf werfen kann, braucht es ein bisschen Zahlenspielerei. Dafür braucht man den sogenannten ERD (effective rim diameter). Hier wird´s bereits kniffelig. Da gibt´s nämlich unterschiedliche Auffassungen darüber, wo dieser denn nun eigentlich zu messen ist. Für mich gilt ganz klar - der äußerste Punkt der Speiche ist der zu erzielende effektive Durchmesser. Nippelkopf zu Nippelkopf ist also das zu messende Maß. Je nach Nippel die man verwendet, ändert sich also der ERD für Felgen.

Natürlich wirkt sich auch die Bauart der Nabe und die Anzahl der Speichenlöcher sowie der gewünschten Kreuzungen (und ob überhaupt - Radial, das alte Biest, schleicht sich immer wieder gern in den Laufradbau ein) auf die benötigte Speichenlänge aus. Hat man alle geometrischen Daten beisammen, speißt man sie in den Speichenrechner seines Vertrauens ein, oder bedient sich tatsächlich selbst der Rechnerei.

Nun ist es also so weit, die Zahlen wurden ausgespuckt und der Aufbau wird zeigen, ob man denn wirklich exakt gemessen hat.


Die Zubereitung


Man nehme aufeinander abgeschmeckte Laufradkomponenten, verschaffe sich genügend Platz auf der Anrichte, verteile alles sorgsam und griffbereit im Raum. Meistens benötigt man mehr als eine Speichenlänge pro Laufrad. Es ist immer ratsam beide Stapel deutlich getrennt voneinander zu legen und stets darauf zu achten, was man gerade in Händen hält. Wobei, aus Fehlern lernt man. Wer schon mal ein Laufrad wieder "auftrennen" musste, wird seine Sinne in Zukunft strenger beisammen halten. So etwas kostet unnötig viel Zeit.

Es gilt nun die "Schlüsselspeiche" zu positionieren. Wer auf Stil achten möchte, wird immer versuchen das Nabenlogo vom Ventilloch lesbar zu montieren. Dementsprechend gehört auch die Schlüsselspeiche durch den Flansch gefädelt. Meistens etwa plusminus 3 Löcher vom Logozentrum entfernt.

Danach geht alles ganz fix. Zuerst die "folgenden Speichen" benippeln, danach die führenden Speichen überkreuzen und ebenfalls benippeln. Was sich so unspektakulär ließt (wobei, wer kennt schon das Wort "benippeln"?), könnte manchen Anfänger schon in die Verzweiflung getrieben haben. Je nach Pfad den man beschritten hat, welcher einem zur Lehre des Laufradbaus bringen soll. Buchanleitungen, Internetforen mit diversen Meinungsdisputen abseits jeden Konsenz, komplette Autodidaktik oder ein Lehrgang mit Anleitung. Alles hat so seine Vor- und Nachteile.

Die Speichen sind eingehangen, die Nippel idealerweise bis zum letzten sichtbaren Gewindeansatz aufgedreht und schon kann es mit der eigentlich Magie beginnen.



Spannung


Einheitliche Zugspannung, also Homogenität, ist das Zauberwort, was ganz am Ende der Beschwörung entscheidet, ob ihr einen dauerhaften und stabilen Pakt mit euren Laufrädern geschlossen, oder ob ihr unwissend einem Dämon Hof und Tür geöffnet habt. Auch wenn der eigentliche Vorgang "Zentrieren" heißt, so ist die Mittenzentrierung vertikal als auch horizontal eigentlich der untergeordnete Faktor. Natürlich ist es wünschenswert, dass diese Werte schlussendlich in einem sehr engen Interval konvergieren (plusminus 0,1mm sollten machbar sein). Sollte aber die Speichenspannung innerhalb der links oder rechtsseitig anliegenden Speichen untereinander stark voneinander abweichen (alles über 5-10% Abweichung), so werdet ihr auf Dauer wenig Spaß damit haben. Gerade am Hinterrad können damit linksseitig so geringe Spannungen erreicht werden, dass die Speichen sich innerhalb kürzester Zeit wieder lockern. Nachzentrieren steht dann auf der immer wieder kehrenden Ordnung und das Vertrauen in die Räder sollte auch deutlich gesunken sein.

Zudem sollte beim stetigen Zugaufbau des Zentrierens das Abdrücken der Laufräder nie vergessen werden. Je nach Weichheit der Felge (bzw. Steifheit wie den meisten Carbonfelgen) kann man unterschiedlich häufig abdrücken. Ein sehr gutes Maß, wann es denn genug damit ist, sind zwei Faktoren. Erstens, hat sich nach dem Abdrücken nichts mehr an den Eigenschaften des Rades verändert, also keinerlei erhöhte Ausschläge vertikal als auch horizontal, so sieht es schon ganz gut aus. Der Zweite Faktor ist leider nicht von jedem mit Präzision zu bestimmen, da ein Tensiometer selten zur normalen Küchenausstattung gehört. Aber wer es besitzt, der kann sich versichern, ob denn auch die Spannung gleich geblieben ist (Wer ein etwas musikalisches Gehör besitzt, kann gern an den Speichen zupfen. Auch sehr aufschlussreich). Wer gut, also auch kraftvoll, abdrückt, wird bei den ersten Zyklen immer bemerken, dass die Spannung etwas absinkt. Man simuliert das "Setzen der Speichen", presst also die Köpfe schmiegsam in den Nabenflansch. Hat es sich mit Spannungsveränderungen, ist man seinem Ziel schon ganz nah.


Die Würze


Der Textlänge nach zu urteilen, steckt hier schon viel Information drin.

Leider falsch. Weder habe ich bisher die "Orientierung" von Felgen, noch die genaue Anordnung der Speichen bei Vorder und Hinter, Disc- und Felgenbremsrädern besprochen, noch die Notwendigkeit von Speichenkreuzungen, Gewichtsbeschränkungen, Einsatzgebiete und somit Belastungsgrenze, Felgenmaterial, Alu oder Messingnippel, Speichenarten, ob normale DD-Speichen oder Messerspeichen und und und beachtet bzw. erwähnt. Es ist eine eigene kleine Philosophie, diese Hexenküche der Laufräder. Wer nun also denkt "das tu ich mir nicht an", hat vollkommen recht. Denn dafür gibt es ja uns Laufradbauer. Ich freue mich extra für Dich den Hexenkessel anzufeuern.


lasst´s knuspern

Eure Hexe


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