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AutorenbildKnusperhexe

Theorie für Booster und welche, die es noch werden wollen


Boost - ein Wort, welches man innerhalb der letzten Jahre durchaus häufiger zu hören bekommen hat. Der Nabenstandard ist im Wandel, die uralte Schnellspannervariante schon beinahe ganz in Vergessenheit geraten, während gefühlt fast jährlich neue Standards auf den Markt geworfen werden. Vermutlich wird keine so langlebig wie die noch viel,viel ältere Vollachse werden, aber dies liegt auch daran, dass die Einsatzspektren, vor allem im Mountainbike-Bereich, rasant auffächern, wachsen und Neuland erschließen. Allein schon bei der Definierung von Einsatzgebieten kann man scheitern. Was ist noch der Unterschied zwischen Crosscountry, AllMountain und Enduro? Jeder für sich wird da bestimmt eine Idee besitzen, aber ob diese auch mit der Marktdeklarierung übereinstimmen, ist fragwürdig. Denn die weiß es ja auch nicht. =)

Ganz klar, Crosscountry! Oder doch nicht...?


Sehr anschauliche Darstellung der unterschiedlichen Nabenstandards von Syntace

Und was sollen nun eigentlich die neuen Standards bringen?

Eigentlich geht es dabei nur um eines - bessere Speichenwinkel und damit bessere Lastverteilung der Kräfte innerhalb des Laufrades. Da die Laufradzentrierung bei Hinterrädern nicht mittig zwischen den Flanschen sitzt, gibt es immer eine Seite mit sehr steilen Speichenwinkeln (Antriebsseite), die deutlich mehr Zuglast der Speichen aufnehmen müssen, als die Seite mit flachen Winkeln (Disc-Seite). Diese ungleichmäßige Verteilung der Zuglast bringt Nachteile in Sachen Steifigkeit des Laufrades und Dauerhaltbarkeit der Speichen. Wären die Winkel annähernd gleich, könnten Spitzenlasten besser auf die Speichen verteilt werden, stabilere, also vor allem Speichenbruchsichere Laufräder wären davon die Folge. Der Boost-Standard geht in diese Richtung, erreicht aber noch längst keine Homogenität, nur die Speichenwinkel ändern sich, allerdings beidseitig gleichmäßig. Mit Hilfe asymetrischer Felgen (Offset von 3mm) erreicht man bereits annähernd diese Homogenität. Der neu ausgelobte Evo6 Standard macht genau das, nur eben mit einem Offset der Nabe (Wer also gern auf seinem 50er Ritzel kurbelt wird sich freuen, die neue Kettenlinie bevorteilt die großen Zahnscheiben). Die Felge wird nicht mehr mittig, sondern mit 3mm Offset nach links über der Nabe zentriert. (Die Grafik ist einem Beitrag von prime-mountainbiking.de entnommen, natürlich mit schön einhellender Farbunterstreichung im Sinne von Syntace ;-) )


Was soll man nun also verbauen?


Warum nicht einfach mal schöne Wurzelspeichen?
Warum nicht einfach mal schöne Wurzelspeichen?

Theorie ist gut, aber auch nicht alles. Vor allem im Laufradbau hat sich dies schon mehrfach Bewahrheitet. In Theorie wäre es auch am Sinnvollsten, Speichen möglichst nah am Kraftwinkel verlaufen zu lassen, also in einem 90° Winkel zum Flansch. Dies würde bei 32Loch Naben eine 4-fach Kreuzung bedeuten. Macht niemand. Der Eintrittswinkel der Speichen in die Felge wäre suboptimal, die benötigten Speichenlängen teilweise oberhalb der aktuellen Fertigung etc. Das gilt auch für die Jagd nach höherer Steifigkeit.


Dass Steckachsen die Gegenwart und Zukunft gehören sollte klar sein. Damit lassen sich deutlich bessere Steifigkeitswerte der Laufräder erreichen. Aber auch hier sollte nicht jeder Gedanke nur in eine Richtung laufen. Steifigkeit ist ein wichtiger Bestandteil stabiler und langlebiger Laufräder, aber es ist bei Weitem nicht alles, was es zu beachten gilt.

Der Mountainbike-Sport ist so etwas wie ein Nachzügler, der zwar sehr viele Entwicklungsschienen fährt, aber insgesamt als Analogie zum Straßenradsport gesehen werden kann. So in etwa auch die Verwendung von Carbon als Rahmenmaterial. Im Straßensport schon deutlich länger etabliert, zieht es nun auch im MTB große Kreise. Doch gerade im Straßensport zeigt sich eine Abkehr von dieser Jagd nach noch größerer Steifigkeit, die eben Carbonbauteile aufzuweisen haben. Natürlich nicht im Profiradsport, dort muss der Körper über die allerneusten Konzepte drüber gebügelt werden. Aber "der Laie" möchte zurück zu mehr Komfort. Stahl ist zwar out, jedoch Titan in. Leichtigkeit wird beibehalten, aber Flexibilität zurück gewonnen. Das spiegelt sich auch im MTB Bereich wieder, durch die Verwendung von deutlich großvolumigeren Reifen (ebenfalls auf der Straße bekannt, nicht?), sogenannten "Plus - Bikes". 2,6 bis 3" Reifen gehören nun schon fast zum Standard. Vor einiger Zeit wäre das noch als "Fatbike" durchgegangen. Die breiteren Reifen versprechen, bei geeigneter Felgeninnenmaulweite, bessere Traktion, geringeren Luftdruck bei gleichzeitig stabiler Kurvenlage ohne "Burpen" und im Endeffekt auch einfach mehr Komfort. Breite Reifen brauchen viel Platz im Rahmen. Mit 142mm Achsen kaum zu realisieren. Boost ist also, meiner Meinung nach, vor allem auch ein Trend hin zu mehr Komfort, selbst in sportlichster Anwendung.



Wer up-to-Date sein möchte, der kann also gern zu Evo6 greifen. Vorausgesetzt, der Rahmen ist dafür vorgesehen. (Die Ausfallenden hier sind asymetrisch, um dem Verrücken der Antriebsseit um 6mm nach Außen gerecht zu werden.)

Es bringt, je nach eigener Anwendung, nicht nur Vorteile durch gleichmäßige Speichenspannung innerhalb des Hinterrades, sondern auch eine Verlegung der Kettenlinie hin zu den großen Ritzeln. Da diesen Standard aber noch nicht all zu viele Rahmenbauer aufgegriffen haben, ist man recht eingeschränkt was Hersteller anbelangt.


Da es aber schon einige 148mm Rahmen gibt, kann man auch beim aktuellen Boost Standard verweilen. Hier werden zwar die allgemeinen Baustellen wie "Speichenhomogenität" und Kettenlinie nicht so konsequent angegangen wir beim Evo6, aber nicht jeder, der sich auf ein Rad mit solchen Standards schwingt ist darauf versessen, CrossCountry Weltmeister zu werden. Nur weil es nicht das Non-Plus-Ultra darstellt, ist es deswegen schlecht oder unbrauchbar.


Die Entwicklung in diesem Feld ist ohnehin noch lange nicht abgeschlossen. Es gibt genügend "Bigplayer" auf dem Internationalen Markt, die mit innovativen Ideen versuchen Alleinstellungsmerkmale zu erreichen. Manches wird beliebt und zeitlos, anderes hingegen eine Luftnummer und vergessen.


Am Besten ist immer noch, wenn man einfach das findet, worauf man sich selbst am Wohlsten fühlt. Sich vom Markt lenken zu lassen führt ja schlussendlich auch nur dazu, jedes Jahr neuen Standards mit Geldscheinen wedelnd hinterher zu hecheln.


lasst´s knuspern

Eure Hexe





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